DANCEFLOOR: MYSTERYLAND IN AMSTERDAM

Das Mysteryland ist ein elektronisches parallel Universum. Headlines wie Alesso, Laidback Luke, Chris Liebing oder Frontliner bringen hier 90.000 Besucher auf ihre Art zum tanzen…
In nur 50 Minuten fliegt man von Hamburg nach Amsterdam. In nur zwei Minuten schaffen Debbie (Followforfashion) es vom Flughafen in Amsterdam über die Straße in das für uns gebuchte Sheraton Hotel. Eine Stunde später, aufgestylt, glitzernd und motiviert, stehen wir auf dem Festival Gelände. Das Mysteryland wird schon seit den 90ern veranstaltet und ist somit das am längsten existierende Electro-Festival Europas. Allein diese Ansage macht uns natürlich neugierig.

Das vielversprechende Abenteuer, unter 90.000 Besuchern einen Tag lang die paralell-universellen Vibes zwischen Bass und Bier zu erleben, kann beginnen als wir irgendwann verstehen, dass es hier keine Euro-Währung sondern Plastik-Tokens gibt. An eigens für das Festival organisierten Geldautomaten muss man seine Scheine in Chips umwandeln, mit denen man sich seine lamgersehnten Kaltgetränke kaufen kann.

Erstaunlicher Weise ist es in der feiernden Menschenmasse nicht drängelig oder platzängstigend. So lange man noch eine Armlänge Abstand zu seinen Mitmenschen einfordern kann, gibt es keinen Grund zu Aufregung. Aus Angst eventuell etwas zu verpassen begeben wir uns kurz darauf auf Enteckungsreise. Vorbei an Meerjungfrauen, XXL Teddybären, Hippiemärkten und sämtlichen Tanzmöglichkeiten lassen wir uns durch die Menge treiben. Im Mysteryland scheint es wirklich alles zu geben. Verglichen mit anderen Festivals sind hier sogar die Dixitoiletten mysteriös hygienisch. Das Festival überzeugt nicht nur mit seinen internationalen Headlinern die auf den 42 Areas auftreten, sondern vor allem mit einem nachhaltigen Konzept, was von Julie’s Bicycle mit einem 3-Sterne-Nachhaltigkeitszertifikat ausgezeichnet wurde. Das höchste Prädikat für Nachhaltigkeit in der Kunst-, Musik- und Theaterszene geht also nach Amsterdam, die grüne Stadt… Das Festival wurde auch im Rahmen des „A Greener Festival Award“ mit drei Sternen ausgezeichnet. Bitte den grünen Daumen hoch dafür!

Das Mysteryland findet dieses Jahr zum ersten Mal als Wochenend-Ausgabe, Extended-Version, statt. Die letzten Jahre wurde hier nicht gecampt und zwei Tage lang getanzt, sondern komprimiert an einem Tag alles gegeben. Nur nachts nicht, denn um 24.00 Uhr werden die Bühnen hier, zu unserer Verwunderung, nach einem gewaltigen Feuerwerk ruhig gestellt. Gesünder ist es vielleicht, schade trotzdem, denn wir hätten gewiss noch die eine oder andere Stunde im Glanz der Lichtshow gefeiert. Auch die anderen Besucher, aus aller Welt angereist, konnten Samstag Nacht kaum genug bekommen, ordneten sich aber brav in die wanderne Masse ein und verließ kommentarlos und pünktlich das Festivalgelände.

Das Publikum war ebenso vielseitig wie die Musik, die zwar elektronisch war, doch von zuckersüßen Klängen und Vocals über bitterbösen Hardstyle bis düsteren Berghain-Techno und Minimal hat das Mysteryland alles zu bieten was Bass-Herzen höher schlagen lässt. Vor allem die Q-Dance Stage ist abgefahren! An dieser Stelle muss ich gestehen, ein echter Ursprungs-Raver zu sein. Schon im Alter von 12 Jahren driftete mein Musikgeschmack stark in Richtung elektronischer Härtefall ab. Scooter, Groove Coverage und Dj Dean gehörten da noch zu den softeren Interpreten meiner Wahl.

Die Hardstyle-Stage ist die eindrucksvollste Bühne des Festivals. Ein riesiger Affenkopf, ähnlich wie der Lion King Rafiki, mit dampfendem Kopf und abertausend Lichtinstallationen bildet den Rahmen. Hier wird gesprungen, gestampft, geshuffelt was das Zeug hält und einfach alles ausgeblendet was zwischen Gut und Böse existiert. Wie Meditation. Nur wacher.

Der beste Ort des Geschehens waren am Samstag das vibrierende HYTE Zelt, wo Künstler wie Chris Liebing beweisen konnten, wie Techno wirklich funktioniert. Auch die Closing Party von Alesso war nicht übel. Der schwedische House-Produzent hat die Mainstage zum kochen gebracht und sich mit seinen eingängigen Melodien noch tiefer in die Herzen seiner Fans gepflanzt. Danke für dieses zauberhafte Ende und den bunten Tag, Mysteryland.

 



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