OSCAR UND DAS LIED VOM MÜLL

Es ist Zeit aufzuräumen! Gefangen in materiellen Altlasten und überrumpelt von Gerümpel singe ich das Lied vom Müll …

Das prägende Kinderlied von Oscar aus der Mülltonne sollte in den 90ern vielleicht die Scheu vor Dreck und Überbleibseln des Alltags nehmen. Ein humorvoller Ansatz, mit der Vorstellung, dass alles was kaputt und schmutzig ist dem lieben Oscar noch gefallen könnte. Doch im Laufe der Jahre, mit dem wachsendem Bewusstsein, dass man Müll nicht wegschmeißen kann, weil er nie wirklich weg, sondern nur woanders ist, sollte man dieses Lied vielleicht umschreiben. Niemand mag Müll. Und am besten macht man keinen, jedenfalls so wenig wie möglich, aber ansammeln und lustige Lieder darüber schreiben sollte man schon garnicht.

Oscar, du bist ein Schweinehund!

Dabei sind nichtmal nur Plastik oder andere umweltbelastende Substanzen gemeint. Es geht vor allem auch um den eigenen Hausstand, der bei bestimmt 80% der westlichen Gesellschaft aus unfassbar viel „Müll“ besteht. Wir sammeln und sammeln und sammeln und wissen irgendwann nicht mehr wohin mit den Sachen. Man hat Keller und Dachböden, Boxen und Kisten und Schachteln und Schubladen voll mit Dingen, die man gekauft oder geschenkt bekommen hat. Doch das meiste ist, wenn wir ehrlich zu uns sind, nichts was wir mitnehmen würden, wenn wir von heute auf morgen das Haus für immer verlassenmüssten. 

Die Frage ist: was brauchen wir wirklich?

In all dem angesammelten Chaos aus Erinnerungen und Geschichten scheint sich unsere Persönlichkeit zu verstecken. Wir denken wir sind das, was wir besitzen. Doch das ist eine Fehleinschätzung. Schließlich gehen wir auch nackt dorthin zurück wo wir hergekommen sind.

Insbesondere in meiner Familie wird sehr viel angesammelt. Es sind zumeist hochwertige und außergewöhnliche Stücke mit Historie oder zeitloser Eleganz. Individuelle Fundstücke aus längst vergangenen Zeiten, aus dem Ausland mitgebracht, teuer oder clever eingekauft. Secondhand Kleidung, Antiquitäten, Schmuck, Designerstücke, … ja, aber bin ich diese Sachen? Ich denke eher, dass die Sachen viel mehr von mir abhängig sind, als anders herum. Ein ungetragenes Kleidungsstück kann noch so einzigartig und schön sein — es hat keinen Wert, wenn es im Schrank darauf wartet ausgeführt zu werden. Wir alle kennen den Gedanken, das man eines Tages danach greift und es plötzlich zum Lieblingsteil wird. Es ist denkbar, jedoch eher unwahrscheinlich.

Buchtipp: ‚Magic Cleaning‘

Ich denke, dass Problem mit dem Müll auf der Welt ist nur zu lösen, wenn jeder Mensch zunächst seinen eigenen Hausstand so klärt, dass übrig bleibt, was einen glücklich macht. An dieser Stelle zitiere ich die grandiose Marie Kondō, deren Buch ‚Magic Cleaning‘ mein Bewusstsein geöffnet hat. Die japanische Beraterin gibt in ihrem Bestseller strukturierte Tipps, wie man Herr seines Haushalts wird und motiviert einen dazu die angehäuften Altlasten in Form von Materie loszulassen.

Heute ist im Mayakalender der Tag des Spiegels. ‚Erznab‘ der Spiegel beschreibt die Energie, die dem Menschen zeigt wie sich sein selbst im Außen reflektiert. Alles was uns stört oder gefällt hat mit uns selbst zutun und ist ein Spiegel unserer Seele.

Müllberge, verseuchte Flüsse und Plastikinseln im Meer

Und insbesondere heute sehe ich was in der Welt schief läuft, sehe Müllberge, verseuchte Flüsse und Plastikinseln im Meer. Die Realität des Planeten, der Umwelt und des hier lebenden Menschen ist ein Abbild dessen, was wir im kleinen Stil in unseren Häusern anhäufen. Zwischen Pfandflaschen, abgelaufenen Lebensmitteln, Bügelwäsche, schmutzigem Geschirr und verstaubten Regalen leben wir und verraten so die ganze Erde.

Wenn wir einer Matrix leben und alles das erleben was wir selber sind, dann schäme ich mich heute dafür, dass mein eigener Keller, mein Schrank und mein Hab und Gut so überladen, unnötig vollgestopft und von unersättlicher Gier ist. Wenn ich es selber schaffe, mich von dieser Anhaftung zu lösen, ermögliche ich der ganzen Welt ihre Aufräumprobleme in den Griff zu bekommen. 

Die Fotos habe ich am Flughafen auf Ibiza gemacht, als zwei Tage lang das Bodenpersonal gestreikt hat. 



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