THIS IS ART: MIA UND DAS FLIEGENDE PFERD
Für manche Statements reicht es manchmal nicht einfach „nur“ den Pinsel zu schwingen. Die ganz großen politischen Krisen, Fragwürdigkeiten und Moralvorstellungen auszudrücken ist eine Kunst für sich. Performance-Künstlerin Mia Florentine Weiss arbeitet mit symbolkräftigen Installationen, fliegenden Pferden und einer großen Portion Tiefgang…
Die griechische Mythologie lässt sich mit ihren sagenumwobenen Kreaturen auf die heutige Zeit übertragen. So ist es Pegasus, den sich Künstlerin Mia Florentine Weiss in ihrem Projekt zu nutze macht. Das geflügelte Pferd, spätestens seit Disneys Hercules uns allen bekannt, ist in der Mythologie das Kind des Meeresgottes Poseidon und seiner Frau Medusa. Pegasus steht als Symbol für Macht, Weisheit und Freiheit und funktioniert in diesem Projekt besonders gut, da das fliegende Pferd eine ganz spezielle Route fliegt.
Im April 2015 hat Pegasus seine Heimatstadt Frankfurt verlassen und ist Richtung Süden gelogen. Eine der Stationen auf dem Weg war die Biennale in Venedig, wo Mia Florentine Weiss mit dem politischen Statement „THE HUMAN BEEING – BORN TO THIS WORLD – AT HOME ON EARTH – DESTROYED BY HIS OWN CURSE“ installiert. Die Künstlerin stellt das geflügelte Pferd hinter einen Stacheldrahtzaun. Im Palazzo Albrizzi wird das Publikum mit der Frage nach Schutzraum, Freiheit, Ausgrenzung, Hunger und Terror konfrontiert.
Pegasus, gefangen in Stacheldraht, steht als Metapher für Leid und Angst auf dieser Welt. Seine Flügel sind Kunstgegenstand und Mahnmal zugleich. Sammelgegenstände wie Waffen, Puppen oder Schlüssel sind an ihnen befestigt, die Mia Florentine Weiss auf ihren Reisen entdeckt hat. Die gesammelten Gegenstände sind bipolar angeordnet, der eine Flügel steht für Hoffnung, während der andere Flügel für den Abgrund unserer Welt (Krieg) steht.
Die Künstlerin hat seit 1999 in den unterschiedlichsten Kulturkreisen und auf allen Kontinenten Menschen befragt „What is your place of protection?“. Die Antworten auf diese Frage hat die Künstlerin in einer 54-teiligen Videoinstallation zusammengefasst, welche Anfang diesen Jahres von Kunstagentin Jenny Falckenberg am Jungfernstieg ausgestellt wurde. Im kommenden November wird das „Pegasus Project“ im Rahmen des „Kultur trifft Natur“ Programms im Senckenberg Museum zu sehen sein.
Mia Florentine Weiss hat bereits auf der Dokumenta 13 andere bemerkenswerte Guerilla-Aktionen vorgeführt. Dort verbrachte sie 24 Stunden in einem öffentlichen Bett und auch in der Isolationszelle eines Gefängnisses in Kassel. Die Künstlerin geht bei ihrer Kunst gerne an ihre eignen und die gesellschaftlichen Grenzen. Die inhaltlichen Bezüge sind meist in Ambivalenz, also die Gegensätzlichkeit menschlicher Gefühle und Handlungen.