DER DAUR-AUFTRAG

Wenn Fachmedien Boulevardpresse spielen und das nette, aber leider zu gut verdienende Mädchen von nebenan zur Zielscheibe für frustrierte Redakteurinnen wird… 

Unsachliche Ansätze verdienen unsachliche Aussetzer. Redakteurin Bianca Lang vom Manager Magazin hat ihr Handwerk nicht verstanden. Das kann ja mal passieren, ein Koch versalzt auch gelegentlich seine Suppe. Aber wie wir alle wissen nur dann, wenn er verliebt ist. Eine Journalistin allerdings, die ihr eigenes Süppchen kocht, in dem sie ein Interview mit verdrehten Tatsachen würzt, ist nun wirklich unappetitlich. Lieber versalzen als geschmacklos, würd‘ ich sagen.

Aufgetischt wird in diesem Fall das Berufsleben von Caroline Daur. In dem extrem unprofessionellen Interview „Die Daur-Werbesendung“ wird diese vorgeführt und auf ein naives Blondchen reduziert. Grund für diesen Angriff? Sie ist Influencerin. In meiner Generation ist sie den meisten aus dem Internet bekannt. In Frau Lang’s Generation scheinbar ein skurriles Phänomen, dieses Influencer-Dasein. Da vernetzen sich doch tatsächlich junge Leute und verbringen ihre Freizeit auf virtuellen Plattformen, werden für ihre Reichweite bezahlt und reisen um die Welt. Verrückt. Ganz schön unfair auch, denken sich viele Redakteure, schließlich können diese Influencer ja nix, außer ruminfluencen…

„Ist der Alltag eines Instagram-Stars wirklich so leicht wie er aussieht?“

Die 22-jährige Caro Daur pflegt ihre Community schon seit vielen Jahren, veröffentlicht Outfits von sich und lässt ihre Follower an ihrem immer luxuriöser werdenden Lifestyle teilhaben. Jeden Tag. 24 Stunden. Da ihr Lebensstandard genau so steil bergauf zu gehen scheint wie ihr Bekanntheitsgrad werden Neider und Neugierige aufmerksam: Wie viel verdient denn nun so eine Maus, wenn sie dauernd von A nach B geflogen und mit Designer Kleidung ausgestattet wird? Es bleibt spannend, denn die wenigsten der Branche äußern sich zu dieser Angelegenheit. Warum auch? Ich schätze 90% aller Deutschen würde dem Satz „Über Geld spricht man nicht.“ zustimmen.

„Gibt es nicht wenigstens eine Kooperation zu der du öffentlich stehen kannst?“

Frau Lang ist empört. Auf die höfliche Bitte hin, sich nackt auszuziehen und den Ententanz zu tanzen hat Caro Daur doch tatsächlich nicht reagiert. Die Verbitterung ist so groß, dass die Redakteurin darauf hin nicht nur die unbeantwortete Liste der Fragen veröffentlicht, sondern auch noch das gesamte Interview zu ihren Missgunsten abändert. Frei nach dem Motto: Schlechte PR ist besser als keine PR erhoffen sich die Manager Magazin Menschen wohl ein Stück vom Daur-Fame abzubekommen.

Man ist es von den Bourlevard Medien gewohnt, dass Wahrheit ein dehnbarer Begriff sein kann. Doch wenn sich jetzt auch noch die Fachpresse solch billigen Mitteln bedient,  sehe ich da über kurz oder Frau Lang keine Zukunft. Die Redakteurin kritisiert die Inhalte der 22-Jährigen, spricht von Verantwortung und einem scheinbar stressfreien Job.

„Was genau ist der Content, den du da beisteuerst. Ein Hashtag zum jeweiligen Produkt?“

Frau Lang hat leider wirklich nicht verstanden worum es bei den Influencer Girls geht: Nämlich nicht um einen zweiten Nachmittagsunterricht, wo sich die Kids ihre nächste Portion schlaues Gerede abholen. Diese Mädels haben keinen Lehrauftrag, keine strategisch durchdachten Mitteilungen an ihre Generation – sie sind einfach. Und zwar für ihre eher jüngere Zielgruppe ein Freizeitamüsement, das ich persönlich als wertvoller empfinde als Fernsehmarathons oder Computerspiele. Natürlich gibt es auch andere Influencer, die sich ihre Reichweite für einen tieferen Sinn als Lippenstifte zu nutze machen. Aber wer entscheidet, was relevanter Inhalt ist? Gewiss nicht Frau Lang, sondern die Leser. Und von denen hat die liebe Caro nun mal mehr, als das Manager Magazin je haben wird.

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PS: What Susie say about Sally says more about Susie than Sally. <3



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