LANGE NACHT DER INDUSTRIE: BASURA
Des einen Müll ist des anderen Schatz – Deshalb habe ich in Kooperation mit der Langen Nacht der Industrie gemeinsam mit Frau Planet ein Fotoshooting auf dem Gelände von TSR Recycling realisiert…
Fotos: // © Frau Planet
Model: // Saskia Weigel
Outfits: // Secondella
Layout: // Niklas Nadollek
Hamburg ist als Kulturmetropole, Musicalhotspot und Hafenstadt bekannt. Das Kunst- und Kulturangebot wächst exponentiell zur Zugezogenenrate, der Kiez platzt aus allen Ritzen und goldenen Handschuhen. Doch das die Hansestadt neben all dem Nacht- und Tagleben auch ein international relevanter Innovations- und Industriestandort ist, hat nicht jeder auf dem Schirm. Ja, da hinten ist irgendwo der Hafen, ja, da rauchen Schornsteine, es klirrt und kracht und dort werden Container beladen. Schon klar. Aber was genau wird denn da überhaupt verschifft, hergestellt und weiterverarbeitet?
Wir bringen Licht ins Dunkel
Industriell verbreitet, Industriegebiet, Industrieverschmutzung. Das klingt alles erstmal gruselig. Doch was steckt wirklich hinter dem düsteren Image der Industrie? Damit man als Endverbraucher endlich mal einen Blick hinter die Kulissen werfen kann, organisiert die Agentur Prima Events seit mehr als zehn Jahren die Lange Nacht der Industrie.
Wer erinnert sich noch an die guten alten Zeiten von der Sendung mit der Maus? So ähnlich funktioniert dieses Event. Man meldet sich als Interessierter für zwei Besichtigungen an, trifft sich an einem Sammelplatz, fährt mit einer Gruppe von rund 40 Teilnehmern in einem Reisebus zu den Standorten und bekommt dort meist Schutzkleidung und eine Menge Hintergrundinformationen. Das ganze ist kostenfrei und findet einmal jährlich statt.
Eine Menge Rauch, um nichts?
Gewisse Standorte, so verraucht, laut und schmutzig sie auch sein mögen, können für die Umwelt sogar hilfreich sein. Wie etwa der Recyclinghof TSR Recycling in Harburg. Hier werden alle erdenklichen Metalle für die Wiederverwertung aufgearbeitet. Unbrauchbare Autos, Container und andere Metalle werden von gewaltigen Maschinen in kleinste Teile zerlegt und sortiert. Das Unternehmen ist daher ein bedeutender Lieferant für Recylingrohstoffe und leistet einen wertvollen Beitrag zum Ressourcen- und Umweltschutz.
„Des einen Müll ist des anderen Schatz“
Zum Rohstoff-Recycling gibt es modisch nur ein einziges Equivalent: Vintage Kleidung. Zeit meines Lebens ist schätzungsweise 70% meiner Textilsammlung Second-Hand. Lange bevor Al Gore mit seinem Buch über Klimaveränderung, Ökoblogger mit Holzzahnbürsten und nachhaltige Fashionlabels auftauchten. Nicht so sehr der moralische Anspruch hat mich anfänglich begeistert, sondern ganz ehrlich: Weil Style! Statt ökologischer Zehenspitze, mehr so Carrie Bradshaw Inspiration und wilder Individualismus.
Statt Warnweste trage ich Westwood
Die besten Kulissen sind immer die, wo man im Normalfall nicht sein darf. Oder wo man im Normalfall Helm, Stahlkappenschuhe und eine Warnweste benötigt. Aber statt Warnweste trage ich Westwood, statt Plastikhelm ein Plastikrohr und die Stahlkappen werden durch frische Blumen ersetzt. Das Konzept, Styling und die Umsetzung ist gemeinsam mit Fotografin Frau Planet entstanden. Inspiriert von Viviane Sassen, der wohl spannendsten Modefotografin überhaupt, sind wir der Idee näher gekommen, Recycling und Nachhaltigkeit in einen industriellen Kontext zu übertragen.
Frau Planet arbeitet grundsätzlich, wer hätte das gedacht, im Namen des Planeten. Ihr Anspruch ist visuelle Tiefe und Leichtigkeit gleichermaßen darzustellen. Humorvolle Strenge, klare Prinzipien und freie Formen sind ihr Fachgebiet. Klingt widersprüchlich? Ist es nicht, sondern eine stimmige Positionierung. Insbesondere wenn man auf Missstände in der Welt aufmerksam machen möchte, ist die Strategie dem Betrachter weniger ein schlechtes Gewissen zu machen und mit dem ausgestreckten Finger auf ihn zu zeigen.
Lieber verstören, als empören!
Outfit 1:
Top von Issey Miyake
Hose von Monki
Heels von Buffalo
Outfit 2:
Schal von Tommy Hilfiger
Shirt von Monki
Rock von Vivienne Westwood
Schuhe von Doc Martens
Strumpfhose von Calzedonia
Socken von Adidas
Outfit 3:
Tüllkleider und Mäntel von Sibilla Pavenstedt
Schuhe von Tamaris